Auf diesen Seiten finden Sie Informationen zur ersten Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, zur Turmruine mit Gedenkhalle ,
zur neuen Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche zum Glockenturm sowie zur Kapelle.
Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
Als ehrendes Denkmal für Kaiser Wilhelm I. wird die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
am 1. September 1895 eingeweiht.
Nach einem Entwurf des Baurates Franz Schwechten, der im kaiserlichen Berlin auch den Anhalter Bahnhof baute, entsteht sie als neoromanischer Bau mit gotischen Elementen. Namhafte Künstler schaffen die Mosaiken, Reliefs und Skulpturen. Für den neu entstehenden Berliner Westen wird sie Kristallisationspunkt und hervorragendes und berühmtes Bauwerk. Im November 1943 wird die Kirche in einem Bombenangriff zerstört. Bald wird die Turmruine zum Mahnmal und schließlich zum Wahrzeichen des westlichen Teils der Stadt Berlin.
Kurzinformation zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
- Grundsteinlegung der alten Kirche am 22. März 1891 (Geburtstag Kaiser Wilhelms I.)
- Einweihung der alten Kirche am 1. September 1895 ("Sedanstag")
- Erbauer: der Königliche Baurat Schwechten
- Zerstört am 23. November 1943, bis zur Ruine ausgebombt im April 1945
- Höhe des alten Turms vor der Zerstörung 113 m
Gedenkhalle im Alten Turm
Seit 1987 ist die Eingangshalle der alten Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in der Turmruine als Gedenkhalle geöffnet. Sie dokumentiert mit Gegenständen und Fotografien aus der Geschichte der Kirche ein Stück Zeitgeschichte und ist Mahnmal gegen den Krieg. Das Nagelkreuz der Kathedrale von Coventry und ein Ikonenkreuz der Russischen Orthodoxen Kirche - beides Geschenke der Christen der jeweiligen Länder - weisen neben der beschädigten Christusfigur vom Altar der alten Kirche auf die Versöhnung durch Jesus Christus hin. Jeden Freitag um 13 Uhr wird an diesem Ort - anstelle des sonst üblichen Mittagsgebetes in der Kirche - das Versöhnungsgebet der Kathedrale von Coventry gesprochen.
Die erhaltenen Mosaiken und Reliefs in der Gedenkhalle sind herausragende Zeugnisse des Kunsthandwerkes der Jahrhundertwende und in dieser Güte einmalig. Die Ausgestaltung der Eingangshalle war ursprünglich zur Erinnerung an das reiche und wechselvolle Leben des Heldenkaisers Wilhelm I, zum Gedächtnis der Hohenzollern und der großen Deutschen Kaiser bestimmt.
Die eindrucksvollen Mosaiken und die verschiedenen Reliefs aus Sandstein und Marmor bringen diese Botschaft noch immer deutlich zum Ausdruck.
Aber durch die Zerstörungen des Krieges sind sie gezeichnet von Rissen im Gewölbe und einer sie umgebenden Ruine, die in ihrer eigenen Sprache ein Mahnmal gegen Krieg und Gewalt geworden ist.
16 große Schautafeln an der nördlichen Innenseite der Halle erinnern an die Geschichte der Kirche, zu der nun auch ihre Zerstörung durch den Bombenangriff in der Nacht zum 23. Nov. 1943 gehört.
Die Bilder des zerbombten Gotteshauses, der kriegszerstörten Stadt und der leidenden Menschen spiegeln den Schrecken dieser Zeit wider.
Der Neuaufbau ist ein Zeichen der Hoffnung, verbunden mit der Wort des Apostel Paulus:
"So bitten wir nun an Christi Statt. Lasst euch versöhnen mit Gott"
(2. Korinther 5,20).
Auf der gegenüber liegenden Seite der Halle steht jene Christusfigur, die ehemals auf dem Altar der alten Kirche ihren Platz hatte.
Mit der steinernen Tafel zu ihren Füßen erinnert sie an die Bitte des Vaterunsers:
"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern".
Das Nagelkreuz von Coventry rechts neben der Christusstatue wurde am 7. Januar 1987 von Coventry in England an diesen Ort der Gedenkhalle gebracht. Die Nägel stammen aus den verbrannten Dachbalken der dortigen Kathedrale, die durch einen deutschen Bombenangriff am 14. November 1940 in Schutt und Asch fiel.
Auf dem Altar des zerstörten Gotteshauses errichtete die Gemeinde von Coventry ein Kreuz aus verkohlten Dachbalken, ritzte in die Steinwand hinter dem Altar die Worte des Versöhnungsgebetes: "Vater, vergib" und formte mit den aus der Asche aufgesammelten Nägeln das Nagelkreuz, das zum Zeichen einer weltweiten Versöhnungsarbeit wurde.
Inzwischen stehen solche Nagelkreuze u.a. auch in Dresden, in Hiroshima und Wolgograd (früher Stalingrad).
Das Ikonenkreuz links neben der Christusstatue kommt als Zeichen der Versöhnung von der Russischen Orthodoxen Kirche. Es wurde in der Osternachtfeier1988 von Erzbischof German überreicht und trägt die Inschrift: "Dieses Gedenkkreuz wird an Herrn Bischof Dr. Martin Kruse, Vorsitzenden des Rates der EKD, vom Metropolit von Wolokolomsk und Jurjewsk, Pitirim, Leiter des Verlagshauses der Russischen Orthodoxen Kirche, zur Erinnerung an die von unseren Kirchen und Völkern während des Zweiten Weltkriegs getragenen Opfer des Nazismus und als Zeichen des Friedens auf Erden bei den Menschen des Wohlgefallens (Lukas 2,14) übergeben".
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Versöhnungsgebet von Coventry
In der Gedenkhalle wird es freitags um 13 Uhr gleichzeitig wie in Coventry gebetet.
Vater, vergib den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse.
Vater, vergib das Streben der Menschen und Völker, zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist.
Vater, vergib die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet.
Vater, vergib unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der Anderen.
Vater, vergib unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge.
Vater, vergib die Entwürdigung von Frauen, Männern und Kindern durch sexuellen Missbrauch.
Vater vergib den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott.
Vater, vergib!