
Der Versöhnung eine Kapelle bauen“
Pfarrer Thomas Jeutner, Pfarrerin Kathrin Oxen
„Versöhnung ist mitten im Streit und alles Getrennte findet sich wieder“. Dieses Zitat aus Hölderlins „Hyperion“ gibt die Richtung vor, in der wir im Rahmen einer Predigtreihe im Jahr 2022 über das Thema Versöhnung nachdenken werden. Was bedeutet Versöhnung eigentlich, theologisch, historisch, gesellschaftlich und persönlich?
Pfarrer Thomas Jeutner beschäftigt sich am 14. August, unmittelbar nach dem 61. Jahrestag des Mauerbaus, mit einem ganz anderen, weitaus politischeren Aspekt von Versöhnung. Er ist Pfarrer der „Kapelle der Versöhnung“ auf dem ehemaligen Mauerstreifen. Im Jahr 2000 wurde das eindrucksvolle Gebäude dort errichtet, wo bis
1985 die Versöhnungskirche stand. Seit dem Mauerbau 1961 war die Versöhnungskirche für ihre im Westteil der Stadt gelegene Gemeinde nicht mehr zugänglich, weil sie auf dem „Todesstreifen“ zwischen innerer und äußerer Mauer stand. Die DDR-Regierung veranlasste
schließlich die Sprengung, um freies Sichtfeld auf den Grenzstreifen zu haben. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erhielt die Kirchengemeinde 1995 das Grundstück mit der Auflage einer sakralen Nutzung zurück. Viele tausende Besucherinnen und Besucher besu-
chen seither die Kapelle und werden auf diese Weise an diese einzigartige Geschichte der Versöhnung herangeführt.